Das mit der Flying Pole wurde nichts (dabei war ich bei meinem August-Ausblick im Juli noch so voller Vorfreude, seufz) – mit einer gezerrten Schulter setzte ich den vergangenen Monat komplett aus mit meinem Lieblingssport. Dafür ging es im Autorinnenleben in umso schöneren Schritten voran. Ich präsentiere: eine Lesungs-Ankündigung mit „Cocktail Macabre”, einmal Storytelling deluxe am Herzens-Ort uuuund … *Trommelwirbel* … eine ganz neue Kurzgeschichte.
„Cocktail Macabre” goes live: Lesungs-Ankündigung
Die Überschrift hat es bereits verraten, die Katze durfte im August aus dem Sack: Endlich konnten meine Co-Herausgeberin Jessica Iser und ich den Vorhang lüften und enthüllen, worauf wir über den Sommer hingearbeitet haben:
Eine exklusive „Cocktail Macabre”-Lesung in der gediegenen Gewölbekeller-Atmosphäre des Darmstädter Keller-Klubs, mit Live-Musik vom Klavier.

Tickets gibts hier:
Und damit nicht genug: Aktuell sitze ich an den letzten kleinen Finalisierungs-Punkten (der Endspurt eines solchen Projekts besteht immer aus unzähligen winzigen „Nur noch kurz”s …), um dann unserem „Cocktail Macabre” eine besondere Veredelung zur Lesung zu verleihen. So viel kann schon mal verraten werden: War das Buch bislang nur als E-Book erhältlich, so wird es auf der Lesung auch eine exklusive Print-Ausgabe zu kaufen geben. (Und nur dort, nicht über den regulären Buchhandel! „Cocktail Macabre” als Sammlerstück sozusagen …)
Pfahlbauten Unteruhldingen: Was für ein Beispiel für gelungenes Storytelling!
Wer mich kennt, weiß: Der Bodensee gehört seit meiner Kindheit zu meinen Herzens-Orten. Wenn ich ihm seltener als einmal im Jahr einen Besuch abstatte, fühle ich mich unvollständig. Tatsächlich war die Pause vor meinem letzten Aufenthalt sogar drei Jahre lang – umso größer also die Sehnsucht, wieder in dieses funkelnde Spektrum von Blautönen einzutauchen. Und dabei ist „eintauchen” vor allem metaphorisch gemeint. Das war kein Badeaufenthalt dieses Mal.
An die Pfahlbauten in Unteruhldingen hatte ich nur verschwommene Kindheits-Erinnerungen. Und lange dachte ich mir, einmal gesehen, das reicht. Wie gut, dass ich diesen Satz im August durchgestrichen habe! Was für ein Erlebnis!

„Die Pfahlbauten” – das laut Website „älteste archäologische Freilichtmuseum in Deutschland” – sind Rekonstruktionen von bronzezeitlichen Behausungen, die in, wie der Name schon sagt, Pfahlbauweise am Ufer in den See gebaut sind. Der Museumsbesuch führt nicht nur durch Ausstellungsräume an Land, sondern auch über zahlreiche Stege durch diese hölzernen Häuser. Doch wir starteten unseren Weg im Museumsgebäude.
„ARCHAEORAMA” prangt in hölzernen Lettern über einer Doppeltür, darunter ein Countdown, bis diese sich öffnen. Tritt man ein, so befindet man sich in einem Raum, der an eine wissenschaftliche Forschungsstation denken lässt. Durch die Vorhänge zweier Umkleidekabinen hört man der Unterhaltung einer Wissenschaftlerin und ihres Kollegen zu, die sich auf ihren Tauchgang im Bodensee vorbereiten, um die Überreste der Pfahlbauten zu erforschen. Ich bin jetzt schon beeindruckt. „Forschende erkunden die Überreste bei einem Tauchgang” auf einer Plakette zu lesen, das hätte man kaum überhaupt wahrgenommen. Hier jedoch ist man – in inszenierter Form – unmittelbar dabei. „Show, don’t tell”, die bekannte Schreib-Regel, hervorranged in einem Museumsbesuch umgesetzt.
War ich im ersten Raum schon positiv überrascht, so wandelte sich das im zweiten Raum, in den die Besucher:innen des „ARCHAEORAMA” als Nächstes geleitet wurden, in pure Faszination: ein gewellter, weicher Teppich unter den Füßen, durchgehende Bildschirme an den Wänden und der Decke – wir standen am Grund des Bodensees. Ganz ohne Taucherausrüstung. Im Gegensatz zu der Wissenschaftlerin und ihrem Kollegen aus dem ersten Raum: Diese erschienen in voller Montur langsam im türkisfarbenen Wasser und erklärten einander (also uns), was sie dort am Grund des Sees entdeckten.
Die nächste Szene zeigte in 360 Grad das Leben der Menschen in der Bronzezeit. Sie war nur kurz, einfach ein Rundumblick, der die Umgebung vor unseren Augen zum Leben erweckt. Und ein kleiner Moment darin entfaltete eine riesengroße Wirkung: ein Kind, das auf eine Frau zurennt, die Frau, wie sie vor dem Kind in die Hocke geht und diesem in liebevoller Geste eine Kette aus bunten Steinen um den Hals legt, eine Umarmung. Besser hätte man „Die Menschen in der Bronzezeit waren kaum anders als wir.” nicht rüberbringen können. Ohne Worte, sondern intuitiv fühlbar.
Dann öffneten sich die letzten Türen zu den echten Pfahlbauten am echten See. Was für eine beeindruckende Einstimmung auf diesen Museumsbesuch. Storytelling done right.
Und so war es kaum verwunderlich, dass, während wir über Stege und durch bronzezeitliche Hütten schlenderten, mein Autorinnenhirn auf Hochtouren lief. Inspiriert, so fühlte ich mich während meines Besuchs bei den Pfahlbauten, durch und durch.
Wer weiß, vielleicht reiht sich historische Fantasy mit Schauplatz Bronzezeit demnächst in die Riege meiner Schreibprojekte ein …
„Wendls Gabe” – wenn eine Bäckerei zur Kurzgeschichte inspiriert
Nein, es war nicht diesen August, sondern im März 2022, also vor einigen Jahren: Beim Nicht-Buchmesse-Besuch (die Messe war erst angekündigt und wurde dann doch kurzfristig Pandemie-bedingt wieder abgesagt; Jessi und ich fuhren trotzdem und verbrachten ein wundervoll inspirierendes Wochenende in in Leipzig) begegnete mir die erste Inspiration für den titelgebenden Hauptcharakter – und zwar als Name einer Bäckerei.
War es der leckere Snack oder doch einfach die Tatsache, dass die Leipziger Bäckerei-Kette den (Zweit?)Namen „Der Brotagonist” trägt, und mein Autorinnen-Hirn plötzlich ansprang (nachdem Jessi und ich erst einmal über das Kichern angesichts dieses epischen Wortspiels hinweg waren): Ein Protagonist namens Wendl – wer könnte er sein? Was macht er? Wonach sehnt er sich? Es gehört zu den faszinierendsten Momente im Autorinnenleben: Ich musste Wendl und seine Geschichte, die Antworten auf all diese Fragen nicht „erfinden”. Es war auf einmal einfach alles da. (Nein, er ist übrigens kein Bäcker.)

Jahre vor den Ereignissen im Novemberkönig*, an einem anderen Ort …
»Was hast du für mich?«, fragten die meisten. Mal mit Neugier in der Stimme, mal mit Furcht. Wendl fragte sich, wovor sie sich fürchteten. Etwas über sich zu erfahren, was besser im Verborgenen geblieben wäre, das war seine Erklärung. Sie erwies sich nie als begründet. Freude, das war es, worum es ihm ging. |
* »Wendls Gabe« kann auch unabhängig vom Novemberkönig gelesen werden, als eigenständige Geschichte.
Seitdem hat sich Wendl mit seiner Geschichte langsam und leise in mein Herz geschlichen. Erst dieses Jahr habe ich seinen Moment endlich niedergeschrieben. So ist das manchmal mit Geschichten, nicht wahr? Sie folgen ihrem ganz eigenen Rhythmus, leben und entstehen in einer eigenen Zeitrechnung.
Und was hat eine Geschichte, die seit 2022 in meinem Kopf umhergeistert, jetzt mit dem August 2025 zu tun? Es gibt keinen Plan, diese Geschichte jemals in Print-Form zu veröffentlichen, sie gehört in keine Anthologie – aber ich mag sie zu sehr, als dass sie ungelesen in der Schublade liegen sollte.
Im Juli-Recap habe ich es bereits angekündigt: „Wendls Gabe” soll neue Newsletter-Abonnenten willkommen heißen. Und zwar ab sofort – das bedeutet, du kannst sie dir gleich holen!
Erzählst du mir nach dem Lesen, wie sie dir gefallen hat?
Lily’s Book(-ish) Journal
- Frisch ausgelesen: V.E. Schwab: „Bury Our Bones in the Midnight Soil” – lange ersehnt, und was für ein Ritt dieses Buch doch für mich war. Das ruft unbedingt nach einer Rezension! Die Frage ist nur, ob ich dafür bis zu V.E. Schwabs Live-Auftritt beim diesjährigen Stuttgarter Phantastik-Festival „Dragon Days” warten soll … Ich bin eine der Glücklichen, die Karten ergattert haben (inzwischen gibt es nur noch eine Warteliste)!
- Currently Reading: „Don’t Let The Forest In” (C.G. Drews), „Im Leben nebenan” (Anne Sauer), „Spitzer Stift schlägt stumpfes Schwert” (Terry Pratchett) – womit auch die Frage geklärt wäre, für welche der vorgestellten Herbst-Neuerscheinungen aus der düsteren Phantastik ich mich als Erstes entschieden habe.
- Zuletzt rezensiert: „Katzen, die wir auf unserem Weg trafen” (Nadia Mikail)

Ausblick auf den September
Während ich noch dabei bin, diesen August-Rückblick zu schreiben, ist der September inzwischen eine ganze Woche alt – ein Viertel ist also schon vorbei. Ich lasse das diesmal mit der Bullet-Point-Liste; aus dem einen großen Vorhaben wurde nichts, und andere Dinge lasse ich auf mich zukommen. So viele Ideen wirbeln in meinem Kopf umher, wie die Blätter im Herbstwind viel später im Jahr.
Mit dem (kreativen) Flow gehen und dem Herbst beim Herbstwerden zusehen. Das mag ich im September tun.
Wie schön, dass das etwas ist, das auf gar keinen Fall „nicht klappen” kann.
PS: Bisherige Newsletter-Abonnent:innen kennen sie schon, meine „Lieblingswörter”-Grafiken am Ende jeder Mail. „mäandern” war das Lieblingswort des August-Vollmondes. Und beim Blick auf meine letzten Blogbeiträge fühle ich mich ein wenig sehr ertappt damit. Wer mag mal zählen, wie oft sich das Wort seit Juli auf meinem Blog wiederfindet …?
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