Auf Twitter ist er. Hier auf dem Blog ist er neuerdings auch. Auf einer Lieblingskaffeetasse ist er. Auf einem Schreibplaner-Block auf meinem Schreibtisch und indirekt auch in dem Satz „She was like the moon …“ auf dem Cover eines Notizbuches. Als Mondphasen auf einem Shirt, das ich mir gekauft habe. Gut, am Himmel ist er auch, aber darum geht es hier nicht. Im letzten Dreivierteljahr wurde der Mond zum wiederkehrenden Motiv in meinem persönlichen kleinen Kosmos. Man könnte sagen, ich wurde ein wenig … mondsüchtig? Was hat es damit auf sich?

Edit 2022: Aus dem „Novemberprojekt“ ist längst ein veröffentlichtes Buch geworden
Schau es dir genauer an und spüre dem Einfluss des Mondes nach
Viele solcher Geschichten beginnen mit einem schwammigen – oder euphorischen – Schon immer. „Schon immer hat der Mond eine unwiderstehliche Faszination auf mich ausgeübt.“ Das kann ich nicht über mich sagen. Hat er nicht. Er war einfach da. Ich bin auch nicht sonderlich esoterisch veranlagt; welchen Einfluss die aktuelle Mondphase darauf haben soll, ob ich mir die Haare färben kann oder nicht, lässt mich kalt. Ich finde den Mond, so mystisch und geheimnisvoll er sich auch gerne präsentiert, eher aus astronomischer Sicht faszinierend. Doch auch da gab es immer anderes, das mich zuerst und stärker begeisterte.
„Wie ist die Welt so stille“
Klar fand ich ihn schön. Nicht nur einmal stand ich nachts an einem See, am Meer und bewunderte den zitternden Pfad, den sein Licht aufs Wasser zaubert. Ich lernte in der Grundschule, was Mondphasen sind und mit welcher Eselsbrücke man sich merken kann, ob der Mond zu- oder abnimmt. Wenn der Mond besonders hell, besonders groß oder einfach nur besonders schön am Himmel stand, habe ich das kurz wahrgenommen und bewundert. Ich las im Studium einiges über die Bedeutung des Mondes in Literatur und Kulturgeschichte. Aber eine besondere persönliche Bedeutung hatte der Mond nicht für mich.
Bis er auf einmal eine Rolle in meinem aktuellen Romanprojekt einnahm. Zunächst war es nichts als eine Spielerei, dann jedoch verflocht sich diese mehr und mehr mit dem Plot, untrennbar. Geschuldet ist das, wie so vieles im Schreibprozess, einem Zufall. Ich fuhr abends nach einem Besuch bei meiner Schwester nach Hause, eine kurze Strecke auf der Landstraße zwischen zwei Orten. Es war eine schöne Nacht und der Mond stand am Himmel; ich glaube, es war ein Sichelmond.
Auto fahren hat bei mir oft dieselbe Wirkung wie Duschen. Oder Geschirr spülen. Die Gedanken geraten ins Fließen und ehe ich mich versehe, habe ich einen Dialog im Kopf. Oder ein Plotproblem gelöst (oder gefunden). In diesem Fall war es der Blick auf den zugegeben sehr malerischen Mond und der Gedanke: „Ich könnte doch …“
„Luna! O Fortuna!“
Ich „könnte“ nicht nur, ich tat es. Verpasste dem Mond die erst subtile, dann immer zentralere Rolle im Roman. Und mehr und mehr Elemente kamen hinzu. Ein Lied, beim Schreiben gehört, das eine wichtige Figur in die Geschichte einführte. Und dann entdeckte ich eine so starke Verbindung, dass diese wiederum selbst mit Bedeutung aufgeladen ist:
Die Mondphasen-App auf dem Handy installierte ich mir vor allem, weil ich beim Schreiben genau sein möchte. Wenn an einem bestimmten Tag im Mondzyklus der Mond bereits tagsüber am Himmel steht, können die Figuren nicht nachts im hellen Mondschein unterwegs sein. Vor ein paar Wochen rekonstruierte ich mit dieser App das Datum, zu dem meine Geschichte beginnt. November 2013. Ich starrte es an und da klingelte etwas bei mir. Ein gewisser Verdacht … Als ich rekonstruierte, wann mir zum allerersten Mal die bloße Idee zu dieser Geschichte gekommen sein musste, bestätigte er sich. Es war derselbe Zeitraum. November 2013. Ein Gänsehaut-Moment.
Das ist magisch. Und zwar im besten Sinne.
„Once upon a midnight dreary …“
Was wäre passiert, wenn das Wetter an diesem Abend, nach dem Besuch bei meiner Schwester, regnerisch gewesen wäre? Wenn hinter mir ein Drängler zu dicht aufgefahren wäre und meine Gedanken deswegen nicht frei hätten fließen können? Mein Roman – Codename „Novemberprojekt“ – wäre heute ein anderer.
Und weil mich das so fasziniert und weil der Mond eine so zentrale Rolle im Novemberprojekt spielt, schaffe ich gerne solche Verbindungen. Kaufe mir eine Mond-Lampe, die leuchtet, während ich schreibe. Weil es zu dem gehört, wie ich mich ausdrücke, auch wenn dieses Sich-ausdrücken alleine für mich geschieht. Aus demselben Grund trug ich, nachdem ich eine Nebenfigur nach Edgar Allan Poes „Lenore“ benannt hatte, am nächsten Tag mein Sweatshirt mit dem als Kalligramm in Form eines Raben angeordneten Gedicht „The Raven“. Es fiel niemandem auf, aber mir war es ein Bedürfnis. Mein Novemberprojekt ist in Gedanken immer bei mir – oder ich beim Roman – und deswegen darf sich das auch optisch widerspiegeln. Und der neu gestaltete Blog einen Mond-Header bekommen.

Edit 2022: Aus dem „Novemberprojekt“ ist längst ein veröffentlichtes Buch geworden
Schau es dir genauer an und spüre dem Einfluss des Mondes nach
Schreibe einen Kommentar