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Das war sie: meine erste Leipziger Buchmesse

In den letzten Jahren habe ich die Leipziger Buchmesse immer verpasst, bzw. verpassen müssen. Sie hat zuverlässig während der (letzten Tage vor den) Prüfungen stattgefunden. Dieses Jahr kann ich mir meine Prüfungstermine jedoch selbst im Semester verteilen. Daher musste ich es mir unbedingt gönnen: einen Samstag auf der Leipziger Buchmesse. Endlich!

Vorbereitungen

Den Entschluss hinzufahren habe ich irgendwann Anfang des Jahres gefasst – doch erst in den ein, zwei Wochen unmittelbar vor dem Messewochenende erfasste mich ebenfalls die kribbelnde Vorfreude, die sich auf allen Social-Media-Kanälen ausbreitete. In meiner Planung durch einen hartnäckigen grippalen Infekt zurückgeworfen, musste ich die letzten To-Dos in der einen Woche vor der Messe erledigen: das Ticket drucken, mir einen Plan zusammenschreiben, was ich alles sehen wollte, einen Last-Minute-Friseurtermin machen (ja, auch das ist eine für mich sehr wichtige Messevorbereitung!), mein Outfit zusammenstellen (diese Panik, wenn das Lieblingskleid verschwunden zu sein scheint und erst zwei Tage vorher, unauffällig zwischen den Pullis getarnt, wieder auftaucht …), die Übernachtungstasche packen, Visitenkarten bestellen, den Inhalt meiner Handtasche zusammenstellen … Zum Glück habe ich durch Frankfurt bereits ein wenig Buchmesseerfahrung, sodass ich auf flache Schuhe und eine Auswahl an Notfallequipment setzte, wie zum Beispiel Blasenpflaster und Deotücher. Außerdem hat es sich im Nachhinein als sehr clever herausgestellt, dass ich auf der offiziellen Buchmesse-Webseite nach dem Weg zur Messe geschaut habe. Am Augustusplatz statt am Hauptbahnhof einzusteigen, bescherte mir den seltenen Genuss eines Sitzplatzes in der am Messewochenende zur Sardinendose mutierten Tram.

Der Vormittag

Schon bei meiner Ankunft um kurz vor zehn Uhr morgens strömten Unmengen an Cosplayern in Richtung Messegelände, ein Kostüm aufwändiger als das andere. Ein schöner Augenschmaus, während ich mir Zeit nahm, erst einmal richtig anzukommen und alle Eindrücke auf mich wirken zu lassen. Da war ich also, auf der Leipziger Buchmesse. Ich ließ den Blick durch die Glashalle schweifen und ging im Kopf meinen Zeitplan durch. Noch eine Stunde bis zum ersten der beiden Schreibnacht-Treffen. Das Frühstück ließ ich ausfallen und vor dem Geldautomaten kapitulierte ich zunächst, also gönnte ich mir eine Runde entspanntes Schlendern – jedoch nicht ohne vorher bei dem Stand des Verlages vorbeizuschauen, bei dem aktuell meine Bewerbung auf eine Traum-Stelle liegt. Dass die entsprechende Ansprechpartnerin jedoch leider nicht da war, nahm ich mit einer Mischung aus Enttäuschung und „Also gut, dann habe ich jetzt wenigstens den Kopf frei!“

Währenddessen füllten sich die Hallen rasend schnell und die ersten Gänge waren bereits nur als Einbahnstraßen freigegeben. Wer verstand das trotzdem erst, als er fast in die gelbe Weste eines Vertreters des Ordnungspersonals rannte? … Meine roten Ohren konnte zum Glück niemand sehen.

Mein nächster Gang führte mich zielstrebig zum Neobooks-Stand. Ich wollte unbedingt Jennie Hallo sagen und sie drücken, immerhin hatten wir uns seit der Frankfurter Buchmesse nicht mehr gesehen. (Hätte ich mein Lieblingskleid nicht doch noch zwischen den Pullis gefunden, hätten wir an dem Tag die gleiche Bluse getragen … 😉 😀 )

Schreibnacht-Treffen und erste Ermüdungserscheinungen

Und dann war es auch schon so weit: das erste der beiden Schreibnacht-Treffen. War das schön! Eine Mischung aus Wiedersehensfreude und Sich-an-neue-Leute-herantasten. „Und wer bist du im Forum?“ Endlich ein Gesicht zum Nickname! Interessant auch, dass ich bei Weitem nicht die einzige Introvertierte war, geschlagen mit den üblichen Introvertierten-Problemen beim Kennenlernen neuer Leute. „Hi, ich hab dich eben erst erkannt!“ — „Ich hab dich sofort erkannt, aber du warst so ins Gespräch vertieft, da wollte ich nicht dazwischengrätschen.“ — „Och, mach das ruhig. Meistens tue ich nur so, als wäre ich in ein Gespräch vertieft.“ Schön, dass es trotzdem so gut geklappt hat!

Zum Ende des Treffens hin begann es sich so langsam zu rächen, dass ich das Frühstück hatte ausfallen lassen. Und gemeint hatte, mit nur zwei Euro im Geldbeutel auf die Leipziger Buchmesse gehen zu können. Um wieder Energie für den Tag zu haben, stürzte ich mich also ins Getümmel und stellte mich erst an einem der nur zwei Geldautomaten auf der gesamten Messe an, dann am Crêpe-Stand. Und verpasste dadurch leider die Verleihung des Indie-Autor-Preises, die eigentlich als „Unbedingt!“ auf meinem Tagesplan stand. Zum „Magic Moments“-Interview waren ich und mein Käse-Preiselbeer-Crêpe jedoch rechtzeitig und dank der Schreibnacht-Leute hatte ich sogar einen Sitzplatz. Jenny Karpe führte durch das Interview und neben Marie Graßhoff, deren „Kernstaub“ einen festen Platz auf meiner Wunschliste hat, empfand ich vor allem Farina de Waard als so sympathisch, dass ich mir ihre Bücher unbedingt besorgen muss.

Der Nachmittag

Anschließend pilgerten wir gemeinsam wieder zum Neobooks-Stand, wo es beim Community-Event blauen Sekt und Knabbereien gab. Daran, dass ich ja noch zum Meet & Greet mit einigen Autoren des Amrûn Verlages wollte, dachte ich gerade noch rechtzeitig. Ich wollte unbedingt C.M. Singer erwischen, die ich vor vielen Jahren in einer anderen Community online kennengelernt hatte und deren „Ghostbound“-Trilogie ich aktuell zum zweiten Mal mit Begeisterung lese. Ich kann meine Freude kaum beschreiben: Ich tippte ihr mit einem „Hi, Claudi!“ vorsichtig auf die Schulter und als sie sich umdrehte, fing sie an zu strahlen und schloss mich sofort mit einem „Wie schön, dich endlich mal zu sehen!“ in eine herzliche Umarmung. Glück gehabt, sie war gerade auf dem Sprung gewesen. Wir plauderten, als kannten wir uns nicht bis dahin nur virtuell. Nach ein paar Minuten stieß auch noch Jenny von „Projekt Ghostreader“ dazu, die ich in derselben Community kennengelernt hatte. Diese Begegnung ist mir definitiv als eines meiner Highlights der diesjährigen Leipziger Buchmesse im Kopf geblieben und ich hoffe, die beiden bald wiedersehen zu können.

Claudi und ich gönnten uns noch einen frischgepressten Orangensaft und fröhliches Cosplayer-Beobachten in der Glashalle. Dann machte sie sich auf den Heimweg und ich ging zum zweiten Schreibnacht-Treffen neben der Fantasy-Leseinsel. Ich war ein wenig zu früh dran und bekam deswegen noch das Ende der Lesung von Markus Heitz mit. Sein „Drachengift“ landete prompt ebenfalls auf meinem gedanklichen Wunschzettel.

Auch beim zweiten Schreibnacht-Treffen gab es viele Umarmungen, wer es noch nicht getan hatte, trug sich in die beiden Offline-Erinnerungsbücher ein (Autoren, die aus dem Stand heraus kreativ werden müssen. „Ich freu mich!“ Hmm, und jetzt …?), Selfies und Gruppenfoto wurden gemacht, Goodies ausgetauscht … Irgendwann saßen wir alle auf dem Boden und hatten einfach eine großartige Zeit zusammen. Viel zu schnell kam die Durchsage, dass es 18 Uhr war und die Messe ihre Pforten schließen würde.

Und schon wieder vorbei

Der Tag war schneller vorbeigegangen, als ich erwartet hatte. Ich verließ die Messe mit schmerzenden  Füßen und knurrendem Magen – und mit jeder Menge Inspiration und kreativer Energie. Während ich in der Schlange für die Trams in Richtung Innenstadt anstand, ließ ich die vielen Eindrücke das erste Mal Revue passieren und ein klein wenig erfasste mich schon da der Post-Messe-Blues.

Meine persönlichen Highlights waren definitiv die vielen Begegnungen, Umarmungen und Gespräche mit tollen Menschen. Jede einzelne davon hat meinen Messe-Tag für mich ausgemacht und bereichert. Was mich außerdem besonders gefreut hat, war die durchweg positive Resonanz auf meinen neugegründeten Lektorats-Service. (Visitenkarten verteilen ist Neuland für mich.)

Das war sie also, meine erste, aber definitiv nicht letzte Leipziger Buchmesse! Was ich nächstes Mal anders machen werde? Vielleicht nicht (nur) am Samstag kommen, sondern (auch) an einem Wochentag. Mir bewusst Zeitfenster nur für Lesungen freihalten. Bücher vielleicht nicht nur auf die gedankliche Wunschliste setzen, sondern gleich mitnehmen. Mehr Speicher im Handy haben – oder gleich ein besseres Handy. Genügend Bargeld dabeihaben. Und: unbedingt am Morgen frühstücken!

An dieser Stelle waren mal Bilder, aber dank DSGVO lasse ich die jetzt erstmal weg, bis ich mir im Klaren bin, wie ich damit umgehe. (Grmpf!)

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Jessica Iser
8 Jahre zuvor

Toller Bericht! Da wird die Vorfreude auf die FBM gleich noch größer 🙂

Jenny Karpe
8 Jahre zuvor

Selfies? Kann ich 😀
Toller Artikel! ❤️

Jennifer Jäger
8 Jahre zuvor

Es war sooo schön, dich gesehen zu haben! <3

Caro
8 Jahre zuvor

Liebe Lily,
das ist ein superschöner Bericht 🙂 Er spiegelt vieles wieder, was ich selbst auf der Messe erlebt habe und ich hab mich gleich auf die LBM zurückversetzt gefühlt 🙂 <3
Eins interessiert mich noch: Bei welchem Verlag liegt deine Bewerbung? 🙂

Liebe Grüße
Caro

D.
8 Jahre zuvor

Schöner Artikel und lustige Bilder 🙂
Klingt ja nach viel Spaß und ich hoffe, dass das Visitenkarten verteilen die ersten Aufträge einbringt.